Industrielle Produktion als Basis des erfolgreichen Holzbaus in Schweden

Die Systeme der Industriellen Produktion, die Schnelligkeit und die starke Wettbewerbsfähigkeit sind Schlüsselfaktoren im Erfolg des Holzbaus in Schweden. Laut Niclas Svensson, Leiter der schwedischen holzbaufördernden Kanzlei Träbyggnadkansli, haben die Lösungen und Systeme der industriellen Produktion Holzbau sehr Wettbewerbsfähig gemacht und den Anteil vom Holzbau am Bauen von mehrstöckigen Häusern auf 20 Prozent gesteigert. „Neben dem Holzmaterial ist auch das industrielle Produktionssystem, mit dem leichtgewichtiges und umweltfreundliches Bauen aus erneuerbaren Materialien zu einem Wettbewerbsfähigen Preis ermöglicht wird, ausschlaggebend“, fasst Svensson zusammen. Als Wachstumsmotor des Holzbaus sieht Svensson die Gemeinden. Der durch sie bestellte soziale Wohnungsbau repräsentiert die Hälfte des ganzen mehrstöckigen Hausbaus in Schweden.

Niclas Svensson ist einen Monat lang in Schweden umhergereist und hat vor allem Vertreter der Gemeinden getroffen. In Schweden sind Gemeinden bedeutende Akteure auf dem Immobilienmarkt, weil sie die Miethäuser des sozialen Wohnungsbaus bestellen und besitzen. „Die Gemeinden haben erfolgreiche Holzbauprojekte beobachtet und die Begeisterung steigert überall“, erzählt Svensson. „Die Wettbewerbsfähigkeit und Schnelligkeit des Holzbaus interessieren Gemeinden besonders, weil sie mit kleinerem Budget als Bauherren des sozialen Mietwohnungsbaus agieren.“

Niclas Svensson meint, dass die ganze Bauindustrie sich in der Zukunft zunehmend auf industrielle Bausysteme konzentrieren wird. „Die Bauindustrie hat auch einen Einfluss auf den Arbeitsmarkt gehabt, weil man angefangen hat Arbeit wegen fehlenden Fachkräften von den Baustellen in Fabrikhallen zu verlagern, wo Heute der größte Teil der Bauarbeiten des Wohnungsbaus durchgeführt wird.“

Laut Svensson hat die industrielle Produktion wesentlich mehr zu der hohen Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus beigetragen als das Material selbst. „Beim Holzbau ist das industrielle Bausystem ein großer Vorteil“, betont Svensson. Als Beispiel nennt er das Unernehmen Lindbäcks Bygg, das Schwedens größter Elementlieferant für Holzhäuser ist. „Das Unternehmen vermarktet seine Produkte gerade mit Hilfe des industriellen Produktionssystems, das leichtgewichtiges und umweltfreundliches Bauen zu einem wettbewerbsfähigen Preis für den Verbraucher ermöglicht.“

Holzbau bremst den Klimawandel

Laut Niclas Svensson ist im schwedischen Holzbau jetzt viel los, jährlich werden 2500 mehrstöckige Holzwohnhäuser gebaut. „Obwohl überall über Energieeinsparungen geredet wird, ist es in der Zukunft wesentlich wichtiger sich auf die Herausforderungen des Klimawandels in der Bauindustrie zu konzentrieren. Im Bauen muss eine negative Emissionsbilanz angestrebt werden, und diese kann nur durch die Materialwahl erreicht werden“, betont Svensson und zeigt das Bild einer jungen Kiefer, aus der einmal ein Zuhause wachsen wird.

„Obwohl die Bekämpfung des Klimawandels die höchste Priorität der Bauindustrie sein sollte, ist sie es noch nicht. Heute regiert noch die Wirtschaft”, betont Svensson. „Die ganze Zementindustrie ist aus der Sicht des Klimawandels ein großes Problem. Die Bedeutung der ökologischen Faktoren ist am wachsen. Statt der Diskussion über Nullenergie müsste man auf die Verwendung von Baumaterialien und deren CO2-Fußabdruck achten, weil die Erneuerbarkeit der Materialien sich im Fokus der schwedischen Bauindustrie befinden sollte.“

Svensson meint, dass die holzbaufördernden Argumente geändert werden müssen. „Der Klimawandel muss ernst genommen werden und die Baubranche muss den Anteil von erneuerbaren Materialien steigern. Man muss den Menschen erzählen, dass in einem Holzhaus zu wohnen den Klimawandel beeinflusst. Natürlich muss das Bauen mehrstöckiger Holzhäuser den Verbrauchern vom Preis, von der Qualität und von der Funktionalität her passen, weil das Material alleine nicht reicht. Leider sind die wahren ökologischen Kenntnisse der Verbraucher über die Baumaterialien und den CO2-Fußabdruck des Bauens noch sehr gering, obwohl über Ökologische Werte viel diskutiert wird und sie hoch geschätzt werden“, formuliert Svensson.

Niclas Svensson meint, dass in Schweden auch bei der Renovierung von Gebäuden aus den 1960- und 70-Jahren politische Einflussnahme gebraucht wird. „Neue und renovierte Gebäude sollten aus der Sicht des Klimawandels energieeffizient sein, obwohl es schwierig ist dies gegenüber dem Verbraucher zu rechtfertigen. Wohnungsbesitzer hingegen sollten an diesen Themen sehr interessiert sein. Wohnungsbaugenossenschaften sollten mit leichterer Holzbautechnik zusätzliche Stockwerke bauen und diese dann verkaufen um mehr Mittel für die notwendigen Energiesanierungen zu haben. Im Moment reden wir in der Energiediskussion nur über das Verwenden von erneuerbaren Energiequellen beim Heizen von Häusern und nicht als Baumaterialien, was richtiger wäre.”

Sozialer Wohnungsbau als Wachstumsmotor des Holzbaus

Schweden ist dem Beispiel von Finnland in dem Sinne gefolgt, dass Holzbau im Jahre 2002, anhand guter Erfahrungen in Finnland, anfing politischen Rückenwind zu bekommen. Im Jahre 2005 hat die Regierung ein Holzbauprogramm eingeführt und die schwedische holzbaufördernde Kanzlei Träbyggnadkansli gegründet. Im Dezember 2008 fing das jetzt laufende Wood Cities 2012 Programm an. An dem vom schwedischen Staat und teilweise von der EU finanzierten Wooden Cities Projekt nehmen 16 Gemeinden Teil und and dem späteren Trästad 2020 Programm, das sich in der Vorbereitungsphase befindet, werden 30 Städte teilnehmen. Das Ziel der Projekte ist, die technischen Lösungen des Holzbaus und die Holzarchitektur weiter zu entwickeln und Konzepte für beides zu schaffen.

 „Obwohl es in der Bauindustrie um Technik und Wirtschaft geht, sind politische Maßnahmen zur Förderung des Holzbaus notwendig gewesen, besonders in Gemeinden, die sozialen Mietwohnungsbau betreiben“, sagt Svensson. Als Schweden die politischen Programme zur Förderung des Holzbaus eingeführt hat, wurden die Erfahrungen aus Finnland als Beispiel verwendet. „ Seitdem sind in Schweden Zehntausend Arbeitsplätze aus der Forstindustrie in die Bauindustrie übergegangen. Es ist uns gelungen den Anteil des Holzbaus am Bauen von mehrstöckigen Häusern um ein Fünftel zu steigern, und neue, prächtige und hochwertige Häuser für Verbraucher zu bauen. Ein großer Anteil neuer Holzbauten sind von Gemeinden finanzierte soziale Mietwohnungen, weil diese die Hälfte des ganzen Markts darstellen. Gute Referenzen erzeugen Nachfrage”, erzählt Svensson.

Holzbau braucht Fachkräfte.

Svensson sieht für Holzbau auch große Möglichkeiten im Brücken- und Hallenbau, weil man mit Leimholztechnik heute schon Stahl Konkurrenz machen kann. „Holzbau hat enorme Möglichkeiten vor sich. Die größte Herausforderung ist der Bedarf an Fachkräften, weil es schon jetzt Anzeichen dafür gibt, dass dies das Wachstum des Holzbaus Einschränken könnte. Wir haben berechnet, dass wir in der Branche schnell siebentausend neue Fachkräfte brauchen. In der Bauausbildung ist mehr Parität nötig, weil für andere Materialien kontinuierlich mehr Fachkräfte ausgebildet werden als für Holzbau“, beschreibt Svensson.

Artikel-Service von Puuinfo / Markku Laukkanen

Zusätzliche Informationen: Niclas Svensson, niclas.svensson@trabyggnadskansliet.se, Tel: +46 70-372 34 06