Die Energie- und Umweltvorschriften des Bauens begünstigen den Holzbau

Im Baufach wird in den nächsten Jahren die Umweltverträglichkeitsprüfung umfassend eingeführt. Die Anfang Juli in Kraft tretenden neuen Energievorschriften gelten für Neubauten. Anfang 2013 treten auch für den Sanierungsbau eigene Vorschriften in Kraft. Bald müssen auch die Umweltauswirkungen der Baumaterialien für das zukünftige Bauen berücksichtigt werden.

Jarek Kurnitski, Energieexperte des finnischen Innovationsfonds Sitra, schätzt, dass die neuen Bauvorschriften die Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus verbessern werden. ”Holzbau ist hiervon weniger betroffen als andere Bauweisen, weil Holz die Funktion einer Kohlendioxidsenke hat und als Baumaterial keine Emissionen verursacht“, sagt Kurnitski. Der Entwicklung des Holzbaus sollte jetzt laut Kurnitski mehr Beachtung gewidmet werden.

Dank der Vorschriften kann die Energieeffizienz des Bauens und des Wohnens in den nächsten Zehn Jahren deutlich verbessert werden. Kurnitski meint, dass der europäische Trend zum Grünen Bauen auch in Finnland ankommen wird. ”Nachdem Neubauten Anfang Juli in den Anwendungsbereich der Energieeffizienzvorschriften aufgenommen werden und die Energieeffizienz des Gebäudebestandes geregelt worden ist, wird der Energieverbrauch des Gebäudebestandes abnehmen und die Energieeffizienz von Neubauten fast das Nullniveau erreichen“, glaubt Kurnitski.

Bauen und Wohnen sind für 40 % des finnischen Energieverbrauchs zuständig, d.h. für einen größeren Anteil als die Industrie und der Verkehr zusammen. Sitra hat im Jahre 2008 ein Programm eingeleitet, dessen Ziel die Verminderung des Energieverbrauchs von Siedlungen ist. Professor Olli Seppänen schätzt, dass Finnland bisher klar hinter den führenden Ländern bei der Förderung der Energieeffizienz von Gebäuden lag. ”Deswegen muss der Energieverbrauch des Bauens und Wohnens dringend beeinflusst werden“, sagt Jarek Kurnitski, leitender Experte des Sitra. Die Anfang Juli in Kraft tretenden neuen Energievorschriften gelten für Neubauten, aber ab Anfang des nächsten Jahres wird eine bessere Energieeffizienz auch von sanierten Gebäuden gefordert. Laut Professor Seppänen sind die zukünftigen Energievorschriften für Neubauten die am weitesten entwickelten Vorschriften Europas auf diesem Bereich und stellen somit eine bedeutende Herausforderung und Chance für die ganze Bauindustrie dar.

Im Aktionsprogramm für energieeffizientes Bauen Era 17 wurden Maßnahmen und Auswirkungen des Bauens aus der Sicht von Neubauten und Sanierungsarbeiten beurteilt. ”Aus dem finnischen Blickwinkel waren die Ergebnisse interessant. Wenn man bei Neubauten den Nullenergie-Standard erreicht, wird sogar mehr Energie gespart als durch die Sanierung von bestehenden Gebäuden“, interpretiert Kurnitski die Ergebnisse des Programms.
 

Der Markt des Sanierungsbaus muss stärker subventioniert werden

Kurnitski meint, dass die Energieeffizienz jetzt sowohl bei Neubauten als auch im Sanierungsbau verbessert werden müsste. ”Die Ausarbeitung der Vorschriften für den Sanierungsbau ist herausfordernd, wenn ausreichende Effizienz erreicht werden soll. Es ist wohlbegründet, dass die Umsetzung der Vorschriften mit Bedingungen kombiniert wird. Ich war bisher gegenüber der Effizienz der Vorschriften für den Sanierungsbau recht pessimistisch eingestellt. Der beste Weg, die Effizienz zu fördern sind gezielte Subventionen, mit denen man eine Steuerungswirkung bei der Erfüllung der Ziele des Sanierungsbaus erreichen kann.“

Kurnitski meint, dass der Staat und die Gemeinden durch Subventionen für Sanierungsprojekte einen Markt für den Sanierungsbau und die Energiesanierung schaffen können. “Die möglichen Subventionen des öffentlichen Sektors sollten bevorzugt den Gebäuden gewährt werden, die schwierig zu sanieren sind, um auf diese Weise gute Sanierungslösungen zu fördern. Diese zweckgebundene Finanzierung wird zu selten verwendet, um im finnischen Baufach gute Sanierungslösungen zu fördern. Als Bedingung für Subventionen könnte die Durchführung von bestimmten Sanierungslösungen verwendet werden, womit zum Beispiel der Energieverbrauch um zwei Drittel im Vergleich zum jetzigen Niveau gesenkt werden könnte.“ schätzt Kurnitski.

”Sanierungsprojekte könnten teilweise finanziert werden, indem zusätzliche Stockwerke mit dem leichten Holz als Baumaterial gebaut werden. Auch Hochhäuser in beliebten Stadtvierteln würden durch zusätzliche Stockwerke, Energiesanierung und Fassadensanierung an Wert und Behaglichkeit gewinnen.“

Die Energiesanierung von Hochhäusern muss weiterentwickelt werden

Kurnitski meint, dass die Energieeffizienz von kleinen Wohnhäusern anders als die Energieeffizienz von Hochhäusern betrachtet wird. Er sagt, dass es bereiz jetzt gute Lösungen für kleine Wohnhäuser gibt, dass aber die Entwicklungsarbeit der Sanierung von Hochhäusern erst in ihren Anfängen steckt. ”Weil in den meisten Hochhäusern die preiswerte Fernwärme verwendet wird, konnte man bisher nicht mit marktgesteuerten Energiesanierungen anfangen. In kleinen Wohnhäusern sind die Interessen des Besitzers und des Bewohners anders. Daher gibt es dort einen großen Markt für Energiesanierungen, weil Öl- und Direktstromheizungen durch Warmwasserheizungen und Erdwärmepumpen ersetzt werden. Die Steuerermäßigung bei haushaltsnahen Tätigkeiten wurde bisher im Zusammenhang mit Energiesanierungen aktiv genutzt, und die staatlichen Energiesubventionen wurden vielleicht unnötig für zu leichte Sanierungen verwendet, die auch ohne Subventionen marktgesteuert durchgeführt würden.

“Jetzt muss das Dienstleistungsgewerbe in der Baubranche auch im Sanierungsbau weiterentwickelt werden, denn Sanierungsarbeiten haben noch viel Entwicklungspotenzial und können produktreif und verkaufstauglich gestaltet werden.“ schätzt Kurnitski.

Steuerungsinstrumente auf dem Baubereich begünstigen den Holzbau

In der EU sind Normen vorbereitet worden, mit denen die Umweltauswirkungen von Baumaterialen und der CO2-Fußabdruck des gesamten Lebenszykluses eines Gebäudes berechnet werden können. Kurnitski schätzt, dass Bauvorschriften zukünftig neben der jetzigen Verpflichtung der Materialhersteller, einen Umweltbericht zu erstellen, auch Anforderungen für den CO2-Fußabdruck von Gebäuden enthalten werden. Dadurch wird begonnen, bei der Steuerung der Bauindustrie den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes in Betracht zu ziehen. Der größte Teil des Energieverbrauchs und der Emissionen eines Gebäudes lässt sich auf die Materialien und ein anderer Teil auf den Energieverbrauch während der Nutzung, den Sanierungen und dem Abbau am Ende des Lebenszykluses zurückführen.

”Bei der Steuerung der Bauindustrie, die auf den CO2-Fußabdruck basiert, kann der Bauherr selbst wählen, ob er ein Gebäude mit einem kleinen CO2-Fußabdruck bauen lässt, was einen höheren Energieverbrauch während der Nutzung ermöglicht. Zwischen verschiedenen Baumaterialien entsteht in diesem Fall ein tatsächlicher Wettbewerb“, schätzt Kurnitski.

Aus der Sicht des Holzbaus bedeutet eine Kontrolle während des ganzen Lebenszykluses eine Chance und keinen Nachteil. ”Holzbau ist hiervon weniger betroffen als andere Bauarten“, sagt Kurnitski. ”In Finnland ist Holzbau noch unterentwickelt, und seine Entwicklung muss stärker gefördert werden. Die jetzt eingeleiteten Holzbauprojekte müssen durch Forschung unterstützt werden können, damit man durch eine Entwicklungsarbeit die richtigen Mittel zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus findet.“

Artikel-Service von Puuinfo / Markku Laukkanen

Zusätzliche Informationen: Jarek Kurnitski, +358 (0)40 574 1870, jarek.kurnitski@sitra.fi