Puu-Linnanmaa in Oulu ist der erste der zahlreichen derzeit in Finnland in der Planung oder im Bau befindlichen Holzstadtteile. Dieses Versuchsbauprojekt wurde 1997 auf Veranlassung einer Forschungsgruppe der Architekturabteilung der Universität Oulu von Prof. Jouni Koiso-Kanttila geplant.
Die alten finnischen Holzstädte erfreuen sich großer Wertschätzung und Bewunderung. Altes kann man nicht kopieren, aber diese Städte haben zahlreiche Eigenarten, von denen wir viel lernen können. Milieu, Größenmaßstab und Detailgestaltung des Holzes sind nicht an architektonische Stilrichtungen gebunden. Das Holzstudio der Architekturabteilung der Universität Oulu legte bewusst als Ziel seines Projektes Moderne Holzstadt fest, mit Mitteln der modernen Bautechnik und Architektur ein Wohngebiet zu bauen, das ähnliche Eigenschaften haben sollte wie die alten Holzstädte: ein am Menschen orientierter Größenmaßstab mit dichter Bebauung, ein kontrollierter Variantenreichtum der Gebäude anstelle von Einheitlichkeit, enge, geschlossene Straßenräume sowie ein hierarchischer Wechsel der Straßenräume und geschützten Höfe der Wohnviertel. Gleichzeitig wollte man mit dem Ouluer Projekt Puu-Linnanmaa die zahlreichen architektonischen Möglichkeiten des modernen Bauens mit Holz aufzeigen, wobei jedoch das Hauptziel die Entwicklung einer neuartigen dichten urbanen Bebauung war.
Puu-Linnanmaa ist ein etwa 12 Hektar umfassendes, aus 2-3-stöckigen Holzetagenhäusern und hölzernen kleinen Etagenhäusern bestehendes Versuchsbaugelände. Alle Gebäude des Gebiets haben Holzfassaden und sind größtenteils auch ganz in Holzbauweise errichtet. Die gesamte Geschossfläche des Gebiets beläuft sich auf ca. 25 000 m2, und die Wohnfläche auf etwa 20 000 m2. Insgesamt entstehen in den sechs Wohnvierteln des Gebietes 45 Wohngebäude mit 308 Wohnungen für etwa 450-500 Einwohner. Die Gebäude sind jetzt bis auf die letzten beiden fertiggestellt.
In allen sechs Wohnvierteln des Gebietes hat es verschiedene Bauherren, Planer und Bauunternehmer gegeben. Dadurch konnten möglichst viele Interessenten im Rahmen des Projektes Erfahrungen im Bauen mit Holz sammeln. In den verschiedenen Wohnvierteln sind beim Bauen auch verschiedene Konstruktions- und Bauteillösungen zum Einsatz gekommen, wodurch in dem Gebiet die unterschiedlichsten Produkte und Techniken in den einzelnen Häusern getestet werden konnten. Da alle Wohnviertel auch verschiedene Architekten hatten, hat dies zu der den ursprünglichen Zielen entsprechenden Vielfalt der architektonischen Lösungen und Details geführt.
Als Grundlage des Bebauungsplans für das Gebiet wurden sehr detaillierte Bauanweisungen erstellt, mit Hilfe derer ein kontrollierter Variantenreichtum der Baumassen und der Fassaden angestrebt wurde. Zur räumlichen Gliederung der Wohnviertel wurden geschlossene Carports und Wirtschaftsgebäude verwendet, in denen Lagerräume und sonstige Hilfsräume untergebracht wurden. Bei der Planung des Gebietes wurde zusammen mit der Planungsund Straßenbauabteilung der Stadt Oulu besonderer Wert auf die Gestaltung der Straßenräume gelegt. Die in dem Gebiet angelegten Gassen sind denn auch ein völlig neues Element im modernen finnischen Städtebau. Mit Hilfe dieser Gassen sollten bewusst Hierarchien zwischen Verkehrswegen unterschiedlichen Charakters geschaffen werden.