Sibelius-Halle Lahti

Im Sommer 1997 wurde ein zweiphasiger Architekturwettbewerb über den Entwurf eines aus Holz zu erbauenden Kongress- und Konzertzentrum im südfinnischen Lahti gestartet. Man erhoffte sich, über den Wettbewerb neue, innovative Lösungen zu erhalten und das Verhältnis des Neubaus zu der alten Tischlereifabrik, die auf dem Grundstück steht, zu untersuchen.

Für das Projekt wurde ein oberes Preislimit festgelegt. Aus diesem Grund wurde die zweite Phase des Wettbewerbs in Form eines sog. Design and construct-Wettbewerbs ausgetragen, zu dem unter einer Chiffre drei Planungsteams geladen wurden. Die akustischen Vorgaben hatte der Bauherr bereits in der ersten Phase festgelegt, und es wurde bestimmt, dass die Firma Russel Johnson Artec Consultants Inc. für die Akustikplanung zuständig sein sollte. Besonders bei der Planung des Konzertsaales mussten exakte Auflagen erfüllt werden.

Um das große Raumprogramm mit dem alten Industriegebäude zu vereinen, wurde der Baukomplex in kleinere Trakte unterteilt, die in ihren Konstruktionen die klaren, zweckmäßigen Strukturprinzipien von Werkshallen aufwiesen. Die echten, massiven Holzkonstruktionen in den verschiedenen Trakten verleihen diesen einen individuellen, stark architektonischen Charakter.

Der Eintritt in den Baukomplex erfolgt über den ältesten Gebäudetrakt. Das Foyer, die wichtigsten Hilfsräume für Kongresse, die Informationsstellen, die Sanitär- und Garderoberäume wurden im Untergeschoss der alten Tischlereifabrik untergebracht. Von der Eingangshalle aus hat man direkten Zugang in die Forsthalle, das Restaurant und den Ausstellungsflügel. Das obere Geschoss beherbergt kleine Proben- und Konferenzräume. Von den mit hellem Birkenholz verkleideten Probenräumen aus blickt man durch die Forsthalle auf den Vesijärvi-See.

Die Forsthalle ist ein Bautrakt, der die alte Tischlereifabrik mit dem neuen Konzert- und Kongresssaal verbindet. Die Halle ist ein transparenter öffentlicher urbaner Raum, der mit seiner Aussicht auf den See den geräumigen Eindruck eines lichten Kiefernwaldes macht. Das räumlich klar gestaltete Foyer bildet das Kernstück des Gebäudes. Bei Kongressen und Konzerten dient die Forsthalle auch als Raum für Bankette, und auch kleine Messen und Ausstellungen können in ihr abgehalten werden. In unmittelbarer Nähe des Eingangs befindet sich das mit Birkenrinde verkleidete Kongressservicebüro.

Der Saal des Sibelius-Halles hat 1100 Sitzplätze für das Publikum sowie 150 weitere Plätze auf dem sog. Chorrang, der auch für das Publikum geöffnet werden kann. Der Saal ist so konzipiert, dass man in ihm Konzerte und Kongresse veranstalten und auch Schallplatten aufnehmen kann.

Der eigentliche Saalraum ist von sog. Echokammern umgeben, welche es ermöglichen, die Dauer des Nachhalls bis auf Kathedralen-Akustik zu regulieren. Parterre dienen die Echokammern auch als Eingangswege für das Publikum. Der Zugang zum Saal erfolgt durch „Holzkathedralen“, die von akustischen Klappen und geneigten, massiven, mit Sand gefüllten Wandelementen aus Leimschichtholz eingerahmt sind.

Die Akustik des Saals wird auch mittels eines hölzernen Canopys reguliert, das oberhalb des Orchesters angebracht ist. Die Dynamik des aus Holz errichteten Saals wird durch die Rillen in den akustischen Türen hervorgehoben, die aus den zurückgeworfenen Schallwellen einen diffusen Tonraum erzeugen.

Die Seminar- und Probenräume sowie das Künstlerfoyer sind in dem Kongressflügel untergebracht, der parallel zum Uferboulevard verläuft. Von dem Künstlerfoyer kann man auf eine Terrasse hinaustreten, was den Raum für verschiedene Veranstaltungen geeignet macht. Von hier aus hat man die schönste Aussicht nach Westen auf den Vesijärvi-See.

Als tragender Bauteil der Forsthalle dient eine in großem Maßstab angelegte hölzerne Raumkonstruktion, die von neun Holzpfeilern getragen wird. Die aus Leimholz bestehende dreidimensionale Konstruktion bildet das „Astwerk“ eines Baumes, das die Holzelemente der Decke trägt. Ein aus massivem Fichtenholz gedrechselter Leimholz-Pylon trägt einen 11,2 x 11,2 Meter großen Bereich. Die Verbindungen in der Raumkonstruktion sind Zapfen- und Dübelverbindungen.

Massive Leimholzrahmen dienen als die eigentliche tragende Konstruktion des Saales. Sie tragen auch das Außendach und das tragende Leimholz-Fachwerk der Decke. Die Rahmen stützen ferner die geneigte Außenwand des Gebäudes, die wegen der akustischen Eigenschaften des Holzes in Sandwichkonstruktion ausgeführt wurde. Die innere Schicht der Außenwand des Konzertsaales besteht aus Leimschichtholz-Elementen, deren Zwischenräume mit getrocknetem Sand gefüllt wurden. Die geneigten Außenwände des Saales wurden mit witterungsbeständigen, transparent behandelten Sperrholzplatten verkleidet. Die Sperrholzverkleidung und die dahinter befindliche Dämmschicht verbessern die Schalldämmeigenschaften der Wand.

Finnische Holzpreis 2002

Project in brief