Sitra ist eine Jubiläumsstiftung für die Unabhängigkeit Finnlands, die dem finnischen Parlament unterstellt ist. Die Stiftung finanziert Projekte, deren Ziel es ist, neue Handlungsmodelle zu finden und Geschäftstätigkeiten zu fördern, die auf dauerhaften Wohlstand abzielen. Sitra hat eine zentrale Rolle bei der Entwicklungsarbeit für das energieeffektive und nachhaltige Bauen in Finnland eingenommen. „Sitra fördert und verwirklich für seinen Teil Projekte, bei denen deutlich wird, dass große Veränderungen beim Bauen möglich sind“, erläutert Jukka Noponen, Leiter des Energieprogramms bei Sitra. Die Stiftung ist an Demoprojekten beteiligt und nimmt Einfluss auf die Ausarbeitung von Bauvorschriften, die für das nachhaltige Bauen förderlich sind. Laut Noponen sollte von einem umfassenden Nachhaltigkeitsdenken gesprochen werden, das die Materialeffektivität, die Energieverwendung sowie die Lebensumgebung und Lebensweisen des Menschen mit einbezieht.
„Dem Nachhaltigkeitsdenken wird jetzt eine breitere Bedeutung gegeben. Die während der Lebensdauer eines Gebäudes – von der Materialherstellung über die Materialverwendung bis hin zum Abriss – verwendete Energie und deren Qualität sind von größter Bedeutung. Wenn sich die Energieeffizienz verbessern und sich die Kohlendioxidemissionen verringern sollen, muss den verwendeten Baumaterialien eine größere Bedeutung beigemessen werden“, betont Noponen. Das Wohnen muss als Ganzes überprüft werden, ausgehend von dem Material, das für den Bau der Gebäude verwendet wird, von der Material- und Energieeffizienz während der Wohnnutzung und der ganzen Lebensdauer der Gebäude sowie davon, wie Menschen wohnen, leben und sich in den Gebäuden bewegen.
Finnland wird Großmacht des Holzbaus
Unter dem Gesichtspunkt der ganzheitlichen Nachhaltigkeit ist die Entwicklung des Wohnareals Airut im Helsinkier Stadtteilviertel Jätkäsaari wohl das bedeutendste Projekt. Ausgangspunkt der Planung war das Low2No-Konzept, dessen Name eine abgekürzte Form des Mottos ”from low carbon to no carbon” ist. Ziel des Konzepts ist es, nachhaltig gebaute Wohnumgebungen zu verwirklichen und die Voraussetzungen für ein ökologisches Stadtleben zu schaffen.
Grundsatz des Low2No-Projekts ist es, eine kohlendioxidarme Umgebung zu schaffen, indem die vielfältigen infrastrukturellen Funktionen so angesiedelt werden, dass die Dienstleistungen, Arbeitsplätze und Wohnungen sowie die alltäglichen Aktivitäten des Menschen nah beieinander in ein und demselben Gebiet liegen. Neu an diesem Handlungsmodell ist, dass die Kohlendioxidberechnung in die Diskussion über Baumaterialien, das Bauen, die Gebäudeverwendung und das ganzheitliche Lebensumfeld der Bewohner einbezogen wird und nicht nur die CO2-Energiebilanz des Hauses. Gleichzeitig wird hierbei eine neue Art von Stadtkultur entstehen.
„Wir haben untersucht, wie sich die Baumaterialien Holz, Beton und Stahl getrennt und zusammen verwenden lassen. Dabei haben wir gelernt, dass die Lösung nicht ein Material ist, sondern die gemeinsame Verwendung mehrerer Materialien, wobei immer das Material verwendet wird, das für den jeweiligen Anwendungsort am geeignetsten ist“, erläutert Jukka Noponen. Der Holzbau wurde von Anfang an als interessant erachtet, sodass man beschloss, das neue Bürohaus von Sitra als 6-geschossiges Holzrahmengebäude zu bauen.
„Finnland hat die besten Voraussetzungen, sich zur ´Großmacht´ des Holzbaus zu entwickeln. Der Strukturwandel in der Forstindustrie macht es unumgänglich, die Verwendung von Holz beim Bauen neu zu bewerten. Hierin liegt die große Chance, neue Arbeitsplätze und Exportmöglichkeiten zu schaffen, die auf einer ökologisch nachhaltigen Nutzung der Naturreserven beruhen“, glaubt Noponen.
Noponen hält es für wichtig, dass große finnische Städte wie Helsinki und Tampere engagiert in den Holzbau eingestiegen sind. In verschiedenen Teilen Finnlands sind Projekte ins Leben gerufen worden, im Zuge derer der industrielle Holzbau in Finnland einen großen Schritt voran macht. „Beim Bauen ist zu berücksichtigen, dass die ökologische Dimension und das Nachhaltigkeitsdenken in Zukunft den Wert von Gebäuden widerspiegeln werden. Da ein Gebäude immer ein langfristiges Investitionsprojekt ist, lohnt es sich, auf dem sich rasch entwickelnden Markt auf zukunftsweisende Bauweisen zu setzen, damit das Gebäude über lange Zeit seinen Wert erhält. Ein energieeffektives, gesundes und nachhaltiges Gebäude ist ein sicheres Investitionsobjekt“, versichert Noponen.
Der Verbraucher beeinflusst die Bauvorgaben
„Ich bin sicher, dass mit der Zeit der Verbrauchereinfluss stärker in den Vordergrund tritt. Im Zuge der Informationsvermehrung wird Nachhaltigkeit für den Verbraucher immer wichtiger sein. In den Verkaufsanzeigen für Immobilien sollten in Zukunft auch die Energieeffektivität und die CO2-Bilanz erwähnt sein“, betont Noponen.
„Ganzheitliche Nachhaltigkeit bedeutet wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Nachhaltigkeit. Bei großen Baukomplexen ist es möglich, ganzheitliche Nachhaltigkeit zu verwirklichen“, hebt Jukka Noponen, Leiter des Energieprogramms bei Sitra, hervor.
Artikelservice der Holzabsatzförderungsorganisation Puuinfo / Markku Laukkanen
Informationen: Jukka Noponen, Leiter, jukka.noponen@sitra.fi