Die Initiative der der Holzproduktindustrie für ein einheitliches Bemessungs- und Verbindungssystem im Holzelementbau, RunkoPuuElementtiSysteemi (PES) genannt, ist in der Endphase und für Interessierte verfügbar. Bis jetzt war das Fehlen eines einheitlichen Systems eine Hürde für die Entwicklung des industriellen Holzbaus. „Der einheitliche Standard beseitigt eine bedeutende Schwäche der Branche“, meint Geschäftsführer von Puuteollisuus ry. Mikko Viljakainen. Markku Karjalainen, Entwicklungsleiter des Holzbauprogramms des finnischen Ministeriums für Beschäftigung, glaubt, dass der offene Standard den Durchbruch des industriellen Holzbaus beschleunigen wird.
In den Jahren 1968-1970 wurde in Finnland für Wohnungsbau das offene BES-System (Betoni Elementti Systeemi, Betonelementsystem) entwickelt. In diesem System sind Betonelemente und deren Verbindungsdetails so standardisiert, dass Bauunternehmen Angebote einholen und Fertigteile für ein Gebäude von verschiedenen Herstellern bestellen konnten. Das Rahmensystem gab Planern die Möglichkeit Wohnungsgrundrisse sehr flexilbel zu gestalten. „Ohne BES im Betonbau, wäre die Rekordzahlen gebauter Wohnungen in den 1970-Jahren nicht möglich gewesen“, schätzt Kimmo Järvinen, Geschäftsführer von FWR.
„Das Fehlen eines vergleichbaren Systems im Holzbau hat den Durchbruch des industriellen Holzbaus zweifellos gebremst. Die Entwicklung von RunkoPES basierte auf den guten Erfahrungen mit BES im Betonbau. RunkoPES erleichtert das Planen und gibt den Planern viele Modifizierungsmöglichkeiten. Es macht die Installation von Holzelementen schneller und effizienter und ermöglicht das Beschaffen von Holzelementen und das Einholen von Angeboten von verschiedenen Herstellern.“, beschreibt Järvinen die Vorteile des offenen Standards im Holzbau.
In RunkoPES werden Messmodule, Verbindungsprinzipien und Basislösungen für Strukturen festgelegt. Die Produkte und Lösungen verschiedener Hersteller müssen kompatibel sein. Die Planer können ein Haus planen ohne zu wissen, wer es Baut. Im PES-System wird nur das Verbindungssystem für den Rahmen des Gebäudes standardisiert. Die Standardisierung begrenzt die Planungsfreiheit des Architekten oder das Entwickeln unternehmensspezifischer Lösungen nicht. Das System soll auch die Interpretation der Vorschriften für Holzbau in verschiedenen Orten vereinfachen und vereinheitlichen. Hier gab es bisher große Unterschiede.
Das offene System bietet mehr Alternativen bei der Planung und beim Einholen konkurrierender Angebote für Bauteile
Das wichtigste Ziel des RunkoPES-Projekts ist es einen einheitlichen offenen Standard für Holzbau zu entwickeln, der unternehmensspezifischen industriellen Holzbau ermöglicht. Dies soll den Erfolg der finnischen Holzbauindustrie auf dem internationalen Markt unterstützten.
Mikko Viljakainen, Geschäftsführer von Puutuoteteollisuus ry., glaubt, dass es ein offener Industriestandard, wie es ihn im Betonbau gibt, im Holzbau notwendig ist, weil solche Standards in der Bauindustrie gängige Praxis sind. „Jetzt werden einheitliche Spielregeln entworfen, und es ist für den Holzbau Zeit sich an die Wettbewerbssituation anzupassen“, sagt Viljakainen. „Bisher wollten Bauunternehmen nicht in größerem Maß in den Bau mehrgeschossiger Holzhäuser einsteigen, weil das Einholen von Angeboten für die Rahmensysteme als umständlich empfunden wurde.“ Die Entwicklung und Kompatibilität der Systeme erleichtert das Einholen von Angeboten. Die Arbeit der Bauunternehmer wird auch dadurch erleichtert, dass über die Holzlösungen so genannte Planungs- und Bauverträge geschlossen werden, wo der Hersteller für die Planung und Installierung der Elemente zuständig ist.
Laut Viljakainen war das Fehlen eines einheitlichen Standards bisher eine Hürde für die Entwicklung der industriellen Herstellung von mehrstockigen Holzhäusern. „Wegen den Plattform-Experimenten in den 1990-Jahren hatte der Holzbau lange einen schlechten Ruf bei den Bauunternehmen. Das Plattform-System in Finnland hatte Modelle aus dem Ausland als Vorbild, wo der größte Teil der Arbeit auf der Baustelle durchgeführt wurde. Deswegen wurde es in Finnland nicht allgemein akzeptiert. Bauarbeiten auf der Baustelle sind wetteranfällig. In den neuen industriellen Systemen hingegen wird Feuchtigkeitsmanagement auch auf der Baustelle sehr viel Acht gegeben. Die Teile werden unter kontrollierten Bedingungen in Fabrikhallen hergestellt und vom Wetter geschützt auf den Baustellen installiert“, erzählt Viljakainen.
Im einheitlichen System werden die Verbindungen zwischen tragenden Teilen und deren Maße im (alternativ: beim) Holzelementbau standardisiert. Das System deckt Stamm- und Massivholzkonstruktionen sowie Fachwerkkonstruktionen ab. Standardisierte Verbindungslösungen ermöglichen die Kompatibilität von Produkten und Lösungen verschiedener Hersteller. In Schweden zum Bespiel, gibt es ein ähnliches System für das auf Raumelementlösungen basierende Bauen von mehrstöckigen Holzhäusern. Bisher war das Problem des industriellen Holzbaus, dass jedes Projekt seine eigenen Konstruktionslösungen hatte und die Erfahrungen und das Können so nicht in die nächsten Projekte übernommen werden konnten.
„Auf den Baustellen musste man das Rad neu erfinden“, erzählt Viljakainen. „Jedes Bauprojekt hatte seine eigene Version von Technischen Zeichnungen, was dazu führte, dass zum Beispiel Installierungsprobleme auf den Baustellen gelöst werden mussten anstatt, dass der Hersteller der Bauteile die Teile fertig geplant und zusammengestellt hätte. Im RunkoPES-System wird auch der guten Baubarkeit und Qualitätssicherung viel Acht gegeben. Die Luftdichtigkeit der Konstruktionen wird nicht erst durch Verkitten auf der Baustelle, sondern durch die Konstruktion an sich erzeugt. In dieser Hinsicht bietet RunkoPES nicht nur vielseitigere Planungs- und Wettbewerbsmöglichkeiten, sondern auch bessere Qualität.“
Der offene Standard fördert den Durchbruch des industriellen Holzbaus
Markku Karjalainen, Entwicklungsleiter des Holzbauprogramms des finnischen Ministeriums für Beschäftigung, glaubt, dass das RunkoPES-System den Durchbruch des industriellen Holzbaus bedeutet. „Dieses System verbessert die Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus, steigert das Interesse der Planer, Auftraggeber und Bauunternehmen am Holzbau und bringt mehr Holzbaulösungen auf den Markt“, schätzt Karjalainen
Mit dem neuen System könnte man im Wohnungsbau mehr und mehr auf materialneutrales Einholen von Angeboten umsteigen. Das würde heißen, dass Holzbauunternehmen beim Bauen von mehrstockigen Wohnhäusern auf gleichrangiger Ebene in den Wettbewerb treten könnten. Schon die ersten neuen mehrstockigen Holzhausprojekte haben bewiesen, dass der Holzbau, von den Kosten her, im Vergleich zum traditionellen Bauen von mehrstockigen Wohnhäusern, voll Wettbewerbsfähig ist. Die architektonisch hochwertigen, mehrstöckigen Holzhäuser sind ein interessantes, weiteres finnisches, in der Brandsicherheit überlegenes Angebot im Wohnungsbau.
Das neue System verlagert die Bauarbeiten immer mehr von der Baustelle in die Fabrikhallen und stärkt damit die Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus. Denn PES verringert den Zeitaufwand auf der Baustelle und verbessert somit die Rentabilität des Holzbaus. „Man sollte auch beachten, dass das neue System im Holzbau keine Arbeitsplätze abbaut, sondern sie nur von den Baustellen in Fabrikhallen verlagert“, erwähnt Viljakainen. Es mindert auch den Arbeitskräftemangel in den Wachstumszentren und bringt Finnen Arbeit außerhalb dieser Wachstumspole, wo sich auch die Fabriken normalerweise befinden.
Die Unternehmen können ihre eigenen Holzbaulösungen auf der Basis des RunkoPES-Systems leichter entwickeln, weil für alle die gleichen einheitlichen Qualitätskriterien für Planung und Bauen gelten. Die größten Erwartungen beim Einführen des PES-System liegen auf dem Bau von mehrstöckigen Holzhäusern sowie auf dem Renovieren und Ausbau von alten, mehrstöckigen Betonhäusern. Von den Lieferanten von Holzteilen wird jetzt auch erwartet, dass sie ihre Produktkenntnisse zunehmend in der Entwicklungsarbeit einsetzen.
Ein eil der Qualitätskriterien des PES-Systems wird in der Zukunft auch die Umweltbelastung der Baumaterialien und des Bauens umfassen. „Im PES werden auch die teilweise schon dieses Jahr in Kraft tretenden Normen für Energieeffizienz berücksichtigt“, erzählt Karjalainen. „ Gemäß RunkoPES hergestellte Verbindung von Elementen werden alle Technischen Erfordernisse bezüglich Tragfestigkeit, Luftdichtigkeit, Schallisolierung, Brandisolierung und den feuchtetechnischen Faktoren berücksichtigt. Dies erleichtert das Planen und das Bauen von mehrstöckigen Holzhäusern erheblich“, fasst Karjalainen zusammen.
Artikel-Service von Puuinfo / Markku Laukkanen
Zusätzliche Informationen:
Puutuoteteollisuus ry, Geschäftsführer Mikko Viljakainen, Tel: 040 526 6413,mikko.viljakainen@rakennusteollisuus.fi
Markku Karjalainen, Entwicklungsleiter des Holzbauprogramms des Finnischen Ministeriums für Beschäftigung, Tel: 040 5832127,markku.karjalainen@tem.fi
Finnish Wood Reserarch, Geschäftsführer Kimmo Järvinen, 040 7206311, kimmo.jarvinen@fwr.fi
Das Material über das RunkoPES-System kann samt Schulungsmaterial bei Finnish WoodResearch Oy erwerben. ((www.fwr.fi)